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Gießener Anzeiger vom 30.6.2025

Origineller Spagat zwischen den Genres

Johann-Peter Taferner, Viviana Rieke und Sayaka Schmuck (v.l.) beim Schlussapplaus in der Schiffenberg-Basilika. Foto: Jouini © Jouini

Das Trio Schmuck spielte auf Einladung des Vereins Gießener Meisterkonzerte bereits zum dritten Mal auf dem Schiffenberg. Es war das letzte Basilika-Konzert der laufenen Saison.
Gießen. Wenn klassisch ausgebildete Musiker über den eigenen Tellerrand schauen und sich souverän zwischen diversen Genres bewegen, ist das erfreulich. Wenn dann noch originelle Werkauswahl und künstlerische Versiertheit hinzutreten, kommt Begeisterung auf. So geschehen beim sehr gut besuchten letzten ausgerichteten Basilika-Konzert dieser Saison.

Das Trio Schmuck spielte auf Einladung des Vereins Gießener Meisterkonzerte bereits zum dritten Mal auf dem Schiffenberg, nun in der Besetzung Sayaka Schmuck und Johann-Peter Taferner (Klarinetten) sowie Viviana Rieke (Bassklarinette). Dabei bewegte sich das Ensemble eingangs noch auf konventionellen Pfaden: Johannes Brahms’ 1868 entstandener »Ungarischer Tanz« Nr. 5 führte in die Sphäre bürgerlicher Hausmusik. Ursprünglich für Klavier zu vier Händen gedacht, erlaubte das Stück seinerzeit ambitionierten Klavierspielern, sich reizvoller, doch nicht übermäßig schwerer Musik zu widmen - vor der Tonträger-Ära die einzige Möglichkeit, zeitgenössische Kompositionen außerhalb des Konzertrahmens zu erleben.

Von der romantischen Tonlage wechselte das Trio in seinem Programm »Swinging Clarinets« unmittelbar zur Unterhaltungsmusik des 20. Jahrhunderts. So bot es ein Medley aus George Gershwins »Rhapsody in Blue«, »Summertime« und »The Man I love«. Das Arrangement präsentierte die Dauerbrenner atmosphärisch dicht und erfrischend anders.

Ließ sich Gershwin vom Jazz inspirieren, so brachte die Matinee auch direkt mit Klassikern dieser Sparte in Begegnung. Paul Desmonds im Fünfvierteltakt gehaltenes Stück »Take Five« von 1959 etwa gilt als Impulsgeber für viele Jazzkünstler, sich mit komplizierten Metren zu befassen. In der vorgestellten Bearbeitung gefiel am meisten, wie sich die Musik eingangs Schicht für Schicht aufbaute.

Ein weiteres Medley sprach die Besucher ebenso an, es verband die Beatles-Hits »When I’m Sixtie-Four« und »Let It Be«. Derart melodisch eingängig geriet auch Henry Mancinis kantabel intonierter Song »Moon River« aus dem Filmklassiker »Frühstück bei Tiffany«. Gleichermaßen stilsicher und mit feinem Rhythmusgefühl widmete sich das Trio Turner Laytons Jazzstandard »After You’ve Gone«.

Richtig interessant wurde das Konzert durch ein Überraschungsstück: »Hi Bill!« für Bassklarinette solo (2005) ist der Komponistin Iris ter Schiphorst zufolge »eine kleine Hommage an unzählige Stunden in verrauchten Clubs und Übungskellern«. Entsprechend vielfältig in Klang und Spieltechnik kam das moderne Stück daher. Virtuos spannte Viviana Rieke den Bogen bis hin zu geräuschhaften Elementen.

Am Schluss stand mit »Libertango« einer der berühmtesten Tangos von Astor Piazzolla. Auch hier begnügte sich das Trio nicht mit dem Gewohnten, sorgte vielmehr durch improvisatorische Einlagen für besonderen Pep. Für den langen Beifall dankte es mit zwei ABBA-Zugaben.