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Gießener Allgemeine vom 25.6.2023

Unterhaltsam-leichte Matinee

von Sascha Jouini

Das sonnige Wetter verbreitete am Sonntagvormittag auf dem Schiffenberg gute Laune. Dazu bei trug das Ensemble Percussion Posaune Leipzig, das die Reihe der Basilika-Konzerte auf unterhaltsam-leichte Weise bereicherte. Dass die Gruppe in anderer Zusammensetzung bereits vor neun Jahren beim Marineverein an der Lahn größtenteils das gleiche Programm dargeboten hatte, schien kaum jemanden zu stören - es war wohl ein anderes Publikum.

percussion posaune leipzig © Sascha Jouini
Marton Palko, Maxim Kulikov, Per Winker und Matthias Büttner (v.l.) fesseln das zahlreiche Publikum in der Basilika. © Sascha Jouini

Überhaupt kennzeichneten die Matinee kühne Stilwechsel. Da scheute das Ensemble nicht, direkt den Bogen zur Renaissance zurückzuschlagen mit Bearbeitungen zweier Madrigale über die Liebe von Michael East und Thomas Morley. Die nuancierte, menschlichen Gesangsstimmen nacheifernde Interpretation gefiel rundum. Nicht ganz so gut das Arrangement des Präludiums Nr. 9 aus dem zweiten Teil des »Wohltemperierten Klaviers« von Johann Sebastian Bach: Die Polyphonie blieb nur mäßig durchhörbar, zudem eilten die Musiker etwas im Tempo.

Besonders glänzte das Ensemble in modernen Kompositionen wie der Choralfantasie »Lobet den Herren, alle die ihn ehren« von Henry Walther (1933 bis 2022), dem langjährigen Soloposaunisten der Radio Big Band Leipzig. Nach dem konventionellen Beginn erhielt die Musik einen poppigen Einschlag, unterstrichen durch das Schlagzeug. Eine dezente Untermalung lieferte Per Winker auf der Kistentrommel in der Habanera aus Georges Bizets Oper »Carmen«. Für eine spezielle Note sorgte hier der auf die durch den Saal wandernden Musiker zurückzuführende changierende Höreindruck; völlig überraschend die Jazz-Passage.

Auch im weiteren Verlauf des Programms verband das Ensemble erfrischend unverkrampft diverse Genres. Ins Mysteriöse ging das Auftragswerk »Mr. B & We« des Dresdner Komponisten Hans-Peter Preu mit den Glissandi sowie dem Spiel mit Dämpfereinsatz und ließ die Besucher in experimentelle Klangwelten eintauchen.

Schlagzeuger Per Winker zauberte in Wolfram Dix Solostück »Avec Plaisir« dynamisch wie farblich fein differenzierte Rhythmen - die finessenreiche Interpretation faszinierte stark. Das Ensemble blieb seiner leicht zugänglichen Linie bis zum 2005 uraufgeführten Werk »Der weiße Hai im Alpensee« von Christoph Wundrak am Schluss treu. Für den kräftigen Beifall dankten die Musiker mit einer Zugabe.

Sascha Jouini

 

 

Gießener Anzeiger vom 27.6.2023

Hauptrolle fürs Schlagwerk

Eine fröhliche musikalische Abwechslung verschaffte das Quartett Percussion Posaune Leipzig den Besuchern des jüngsten Basilikakonzerts.

Dreimal Bläser, einmal Schlagwerk: Percussion Posaune Leipzig in der Basilika auf dem Schiffenberg. Foto: Schultz © Schultz

Gießen . Eine fröhliche musikalische Abwechslung verschaffte das Quartett Percussion Posaune Leipzig den Besuchern des jüngsten Basilikakonzerts. Ihr heiteres Repertoire aus Klassik und zeitgenössischer Musik, gewürzt mit einem Schuss szenischer Komik, traf den Geschmack des Publikums.

Das vom Verein Gießener Meisterkonzerte eingeladene Quartett in der Besetzung Marton Palko, Maxim Kulikov, Matthias Büttner (alle Posaune) und Per Winker (Percussion) - sie waren vor neun Jahren mit dem überwiegend gleichen Programm beim Marineverein aufgetreten - legte mit seiner Fassung der Fanfare von Richard Strauss’ »Also sprach Zarathustra« einen famosen Einstieg hin: ein strahlender, kraftvoller Posaunenklang ließ die Sonne in der Basilika gleich noch einmal aufgehen, groß und schön war das Gefühl. Zugleich nicht pompös, sondern leicht und in den Swing überführt, eine nahezu tanzbare Version.

Johann Sebastian Bachs Prelude IX aus dem »Wohltemperierten Klavier« wurde klanglich orgelbewusst musiziert, zart, ausgewogen und mit viel Gefühl. Die Choralfantasie »Lobet den Herren, alle die ihn ehren« von Henry Walther (1933 - 2022) erklang zunächst andächtig, wandelte sich dann jedoch mit rockigem Schlagzeug ins Moderne. Ein erstes Drumsolo erklang in der Basilika differenziert und nicht aufdringlich. Ein abwechslungsreiches Werk, inhaltlich eher unauffällig, die Schlagzeugbegleitung war hier allerdings teils langweilig.

Ein Glanzlicht war Georg Bizets (1838 - 1875) »Habanera« aus der Suite »Carmen«. Mit einem kleinen Rundgang der Bläser lockerten die Gäste ihr Programm auf und leiteten mit einem schön-schrägen Glissando ins Thema ein. Eine Tempoverdoppelung sorgte für flotten Groove, später gab es eine tolle Improvisation mit modernen Melodien.

Die etwas bemühte Heiterkeit minderte die Freude an den Moderationen bei Wolfram Dix’ »Avec plaisir«, das mit schönen Choralelementen musiziert wurde. Denen folgte ein freies Interagieren, gefolgt von einem eher belanglosen Abschluss. Ein zu ausführliches Schlagzeugsolo minderte die Freude am Zuhören, zumal Per Winker, ohne langweilig zu spielen, auch nicht die Ideenfunken sprühen ließ - eine Viertelstunde ist heute zu lange. Aber schließlich steht »Percussion« an erster Stelle im Namen des Ensembles.

Eher freies Musizieren mit einem Groove prägte schließlich Christoph Wundraks (geboren 1958) »Der weiße Hai im Alpensee«. Als Zugabe gab es eine anfangs etwas zerzauste, dann im Rockrhythmus musizierte Fassung des Klassikers »Summertime«. Insgesamt war auf dem Schiffenberg ein abwechslungsreiches und lebhaftes Konzert zu erleben, allerdings auch mit einem deutlichen Schuss Unverbindlichkeit.

Die Reihe der Basilika-Konzerte wird am Sonntag, 16. Juli, um 11.30 Uhr mit dem Trio Klangspektrum fortgesetzt.