Sonntag, 29. Mai 2022, 11.30 Uhr in der Basilika auf dem Schiffenberg
Tromba Festiva – Musik der Könige und Fürsten
Barocktrompeten Ensemble Berlin | Leitung: Johann Plietzsch
Johann Plietzsch, Christian Ahrens, Ludger Starke – Trompete
Wolfgang Eger – Pauken & Perkussion
Jan Grüter – Theorbe
Klaus Treu – Truhenorgel
Heidi Gröger – Viola da Gamba
„Trummet ist ein herrlich Instrument / wenn ein guter Meister / der es wol und künstlich zwingen kann / darüber kömmt...“ Diesen Satz schreibt Michael Praetorius über die Trompete in seinem musiktheoretischen Werk „Syntagma Musicum“ (1615/1619) und führt dann weiter aus: „dass die Trompeten verlängeret wurden“.
Damit war die Clarin-Lage, also das diatonische Spiel in der zweiten Oktave leichter möglich und auch die musikalische Verwendung der Trompete häufiger. Das auch „militärischen Trompeter“ diese Technik zum Musizieren benutzten, findet seinen beredten Nachweis in den Trompeterbüchern von Magnus Thomsen & Hendrich Lübeck – beide taten am Ende des 16. Jahrhunderts am Dänischen Hof ihren Dienst.
Das erste Repräsentationsinstrument der Kaiser, Könige und Fürsten verdankte also seine Sonderstellung seiner immensen militärischen Wichtigkeit: Kein Krieg konnte ohne Trompeter geführt, kein Hofstaat ohne ihre Mitwirkung sinnvoll organisiert werden. Sie begleiteten die Potentaten vergangener Zeiten von der Wiege bis zur Bahre. Die Anzahl der Trompeter und Pauker eines Herrschers sagte viel über seine Macht und seine Bonität aus! Denn die mit reichlich Privilegien ausgestatteten Trompeter und Pauker waren ihrem jeweiligen Dienstherren nicht nur lieb, sondern auch teuer!
Auch auf Reisen der jeweiligen Herrscher waren ihre Trompeter & Pauker mit von der Partie. Denn nicht nur am heimischen Hof sollte repräsentiert werden. So waren die Trompeter gewissermaßen auch musikalische Gesandte ihres Hofes. Bei bedeutenden Adelstreffen in Europa trafen sich Trompeter & Pauker verschiedenster Nationalitäten.
Über einen Wissensaustausch zwischen einzelnen Trompetergruppen gibt es leider keine historischen Berichte (die Trompeter waren aufgrund ihrer Kriegswichtigkeit auch selbstverständlich Geheimnisträger!). Aber es ist mehr als wahrscheinlich anzunehmen, dass bei diesen Treffen doch einige Informationen über Spieltechniken, Instrumentenbauer und auch Musik untereinander ausgetauscht wurden…
Unser Programm versteht sich als eine solche Reise von Königen & Fürsten mit ihren Trompetern und Paukern durch das Europa des 17. & des beginnenden 18. Jahrhundert.
Strahlende, barocke Blechbläserklänge und intime Kammermusik – die Besetzung mit Trompeten, Pauken, Orgel und Theorbe war im Europa des 16. und 17. Jahrhundert die große Ausnahme. Durch die Gesetze der deutschen Reichszunft der Trompeter und Pauker war ein direktes musikalisches Zusammenwirken von Hoftrompetern mit anderen nicht “standesgemäßen” Musikern (Violinisten, Cembalisten) streng reglementiert und eingeschränkt.
Innerhalb des Wiener Kaiserhofs und seines kulturellen Einflussbereiches waren diese Regelungen glücklicherweise nicht ganz so streng. Stark beeinflusst durch die italienische Musik und ihre farbenfrohen und vielfältigen Besetzungen, war der Einsatz von Trompeten, Pauken und Posaunen mit vielen anderen Instrumenten im großen Ensemble des Wiener Hofes Ausdruck des Reichtums und der Machtfülle des Kaisers.
Die englische Consort-Musik des 16. und 17. Jahrhunderts ist durch ihre vielfältigen Instrumental-besetzungen bekannt. Neben reinen Streicher – und Bläserensembles gab es auch das „Broken Consort“, in dem Blas- und Streichinstrumente mitwirkten. Neben der Hofmusik der Könige entstand in England sehr früh eine eigenständige bürgerliche Musikkultur, für deren Konzerte, Theateraufführungen und Bälle auch berühmte Komponisten wie die Brüder Henry und Daniel Purcell, Jeremiah Clarke und später auch Georg Friedrich Händel ihre Musik schrieben. Repräsentation war auch in den bürgerlichen Kreisen wichtig, und so nahm die Trompete auch in diesen Kompositionen einen wichtigen Platz ein. Erst am Beginn des 17. Jahrhunderts findet die Trompete ihren Weg in die Welt der Kunstmusik.
Neben wunderbaren Solo-Konzerten und Kantaten, welche die gesanglichen und zarten Möglichkeiten der Barocktrompete unterstreichen, blieb sie doch ihrer Rolle als Repräsentations-instrument und Ausdruck der höchsten Macht treu.
Johann Plietzsch 2021